standardisierte Auszeichnung

Um der Komplexität des GWb gerecht zu werden und es in der elektronischen Fassung für wesentlich erweiterte Forschungsmöglichkeiten, Fragestellungen und Benutzerinteressen vorzubereiten, war es nicht ausreichend, eine digitale Reproduktion des Druckwerks anzubieten. Die Daten mussten zusätzlich strukturiert werden, das heißt, die logische Struktur des Wörterbuchs und seiner einzelnen Elemente wurden durch explizite Kennungen ausgezeichnet (text encoding oder text markup). Für diese Strukturierung bietet sich die Markup-Sprache XML (eXtensible Markup Language) an, deren Grundgedanke es ist, Informationen in einer hard- und softwareunabhängigen Form dauerhaft für eine Vielzahl von Nutzungen so aufzubereiten, dass ein gezielter Zugriff auf einzelne Informationseinheiten eines Textes möglich ist.

Um die Auszeichnung des GWb in einem angemessenen zeitlichen Rahmen durchführen zu können, wurde das Markup weitgehend automatisiert in die elektronischen Wörterbuchdaten eingebracht. Die dafür zu entwickelnden Routinen orientierten sich im Wesentlichen an den typografisch-strukturellen Merkmalen des Goethe-Wörterbuchs: Soweit bestimmten Merkmalen oder Merkmalskombinationen eine inhaltlich-funktionale Bedeutung zugewiesen werden konnte, wurden sie durch geeignete TUSTEP-Routinen automatisch mit XML-Markierungen versehen, wobei die Richtlinien die die TEI für die Codierung von Wörterbüchern vorschlägt, befolgt wurden-

Die Vorteile eines elektronischen, XML-basierten Goethe-Wörterbuchs sind folgende:

  • Die Ansichten des digitalen GWb lassen sich variieren: Es kann als elektronisches Gegenstück des Druckwerks, in einer auf die Stichwörter reduzierten Fassung oder in einer Version, die nur das semantische Gliederungssystem wiedergibt, angeboten werden.
  • Es sind Recherchen und Auswertungsmöglichkeiten denkbar, die im gedruckten Wörterbuch wegen des damit verbundenen hohen Arbeits- und Zeitaufwandes nicht durchführbar wären. Vorstellbar sind beispielsweise Auswertungen im Hinblick auf Fragen der Wortbildung, das Erstellen von Werkwörterbüchern auf der Grundlage spezieller Siglenabfragen oder Untersuchungen zu Aspekten der zeitgebundenen Verwendung bestimmter Wörter.
  • Möglich ist auch die Vernetzung mit anderen Dokumenten: So ist das digitale GWb in das Trierer Wörterbuchnetz integriert und mit dem digitalen Deutschen Wörterbuch, das Wolfgang Schadewaldt in seiner Einführung zum ersten Band des GWb als dessen „ältere Schwester“ bezeichnet hat, auf Lemmaebene verknüpft.
  • Eine XML-Datenbasis ist ständig aktualisierbar und dem Benutzer schneller zugänglich zu machen als das Druckwerk.
  • Aus ein und derselben XML-Datenbasis können unterschiedliche Endprodukte hergestellt werden, so kann sie Ausgangsbasis für eine Druckfassung ebenso wie für eine CD-ROM-Version oder – wie im Fall des GWb – für eine Internetversion sein.